Datum: 17.07.2020
Ich hatte die Gelegenheit zu einem Antrag der AfD zu sprechen, welcher die Abschaffung der Maskenpflicht fordert. In meinem Redebeitrag dazu habe ich gezeigt:
- wie die aktuelle Lage weltweit ist (schlecht),
- was die Wissenschaft sagt (Masken sind sinnvoll!), und
- was man tun kann, um gut auf eine zweite Welle vorbereitet zu sein.
Sehr geehrter Herr Präsident,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Auch wenn es schon spät ist und wir über den Antrag schon an vielen anderen Stellen geredet haben, möchte ich noch einmal dazu sprechen, weil mir das Thema sehr wichtig ist und es um Menschenleben geht.
Gerade beim Thema Maskenpflicht sind in der Vergangenheit bei der WHO, beim RKI und auch jetzt noch in den USA Fehler begangen worden und werden immer noch begangen. Das hat dazu geführt, dass wir aktuell weltweit mehr als 13,5 Millionen Infektionen und über 581.000 Tote haben. Wenn man da einmal ein wenig die Augen aufmacht und über den Tellerrand schaut, ergibt sich insgesamt ein sehr trauriges Bild:
- Selbst leichte Krankheitsverläufe können zu gravierenden Folgeschäden führen und das Gesundheitssystem langfristig belasten.
- Die Pandemie beschleunigt sich. Das bekommen wir in Sachsen zum Glück nicht so mit, aber es dauerte 72 Tage, um von null auf 1 Million Infektionen zu kommen. Es dauerte noch 10 Tage, um von 6 auf 7 Millionen zu kommen, und es dauerte jetzt nur 5 Tage, um von 12 auf 13 Millionen zu kommen.
Sie schreiben in der Begründung: Solange der Nutzen nicht klar belegt ist, sollen die Bürger – und ich vermute, auch die Bürgerinnen – das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes eigenverantwortlich entscheiden. Ich frage mich: Nutzen Sie eigentlich Suchmaschinen, bevor Sie solche Anträge hier einreichen?
Da kann ich Ihnen gern auf die Sprünge helfen. Es gibt dazu entsprechende Studien, zum Beispiel:
- Visualizing the effectiveness of face masks in obstructing respiratory jets,
- Community Use Of Face Masks And COVID-19: Evidence From A Natural Experiment Of State Mandates In The US, und
- Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19,
welche in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Ich könnte jetzt hier noch ewig so weiter machen. Ich kann ihnen auch gern eine Liste mit 67 weiteren Studien im Anschluss zukommen lassen, die alle zum selben Schluss kommen. Übrigens wurden 31 davon 2020 gemacht, also schon mit Corona-Bezug. Selbst die von der WHO in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Schluss: „nach unserer Analyse reduzierten Masken das Risiko, sich zu infizieren, um überraschende 80 Prozent.”
Ja, sie haben richtig gehört, Masken schützen also nicht nur andere, sondern auch den Träger selbst.
Ich finde, Masken sollten künftig, genauso wie das in asiatischen Ländern heute schon Brauch ist, allein aus Rücksicht auf die anderen und von mir aus auch auf die Wirtschaftskraft, immer getragen werden, wenn man krank ist und nicht zu Hause bleiben kann.
Und das sollten Sie sich auch klar machen, Anträge wie dieser in einer Zeit wie jetzt, fördert im Endeffekt auch solches rücksichtslosen Verhalten, wie am Wochenende auf Mallorca. Wir erinnern uns an die Vorfälle in Ischgl. Aber genau, was tut man nicht alles für so einen Like auf Facebook.
Anstelle, dass wir jetzt hier wieder, um eine der wenigen wirklich wirksamen Methoden debattieren, sollten wir lieber darüber reden, wie wir unsere Gesundheitsämter fit für eine zweite Welle machen können. Wir haben durch eine riesige Gemeinschaftsleistung, an der die AfD übrigens keinen Beitrag geleistet hat, Zeit gewonnen, so wie es Kollege Dierks heute morgen schon angesprochen hat, unsere Ämter zu digitalisieren. Wir müssen bei der Kontaktverfolgung und der Fallbearbeitung weg von der Zettelwirtschaft, Pinnwand und Excel-Tabelle und hin zu modernen Methoden, die skalieren und bereits in früheren Epidemien erfolgreich getestet wurden. Das mindert wichtige Personalengpässe und reduziert gleichzeitig Kosten. Eine Win-Win-Win-Situation für die Bürgerinnen und Bürger, die Gesundheitsämter und den Finanzminister. Die bestmögliche Vorbereitung unseres Gesundheitssystems auf eine zweite Welle, die übrigens an verschiedensten Orten der Welt bereits Opfer fordert, bildet den Grundstein, dass unsere sächsischen Unternehmen wieder und auch in Zukunft durchgehend arbeiten und ihre Türen öffnen können.
In diesem Sinne, nehmen sie sich ein Beispiel an ihrem wahrscheinlich großen Vorbild und Brandstifter Donald Trump. Der trägt nämlich neuerdings auch Maske.
Vielen Dank.