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Rede: Holz ist ein Baustein der Energiewende, aber kein flächendeckender Energielieferant

Meine Rede im Sächsischen Landtag zum Antrag der Fraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD: „Produktion von Strom und Wärme aus Holz für eine unabhängige Energieversorgung stärken“ (Drucksache 7/13091)

71. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 31.05.2023, TOP 9

– Es gilt das gesprochene Wort –

Rede im Landtag: Holz ist ein Baustein der Energiewende, aber kein flächendeckender Energielieferant
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Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

der Rohstoff Holz ist wohl der mit Abstand am längsten genutzte Energielieferant der Menschheitsgeschichte. Das hat natürlich gute Gründe:

Holz wächst relativ gesehen schnell nach und war somit in der älteren Vergangenheit in großen Mengen und einfach zu beschaffen.

Und auch im Kontext der Energiewende muss man zu dem Schluss kommen, dass Holz als Brennstoff allen fossilen Energieträgern vorzuziehen ist. Denn die CO2-Emissionen, die bei der Verbrennung entstehen wurden beim Pflanzenwachstum im selben Maß aus der Luft gespeichert.

Die genannten Vorteile gelten natürlich nur unter einer Grundbedingung, die schon der Sachse Hans Carl von Carlowitz 1713 formulierte: Nur wenn man nicht mehr Holz aus dem Wald entnimmt als nachwächst, kann man diesen nachhaltig bewirtschaften.

Und dieses Grundprinzip der Nachhaltigkeit gilt umso mehr, wenn man Holz energetisch nutzen, also verbrennen möchte.

Daher ist aus BÜNDNISGRÜNER Sicht das Zielbild einer nachhaltigen Holznutzung daher ganz klar die Kaskadennutzung: Der wertvolle Rohstoff Holz muss primär für langlebige und dauerhafte Anwendungen, zum Beispiel Holzbau in Gebäuden, für Möbel oder ähnliches genutzt werden.

Was übrig bleibt, kann in einer Sekundärnutzung für weniger anspruchsvolle Anwendungen, zum Beispiel auch in recycelter Form, genutzt werden.

Und nur wenn keine andere Nutzung möglich ist, sollte Holz als Brennstoff verarbeitet und letztenendes energetisch genutzt werden.

Die Logik dieser kaskadierten Mehrfachnutzung sollte auch eine Sache des gesunden Menschenverstandes sein: Alte Balken oder ein kaputtes Möbelstück kann man immer noch thermisch verwerten. Aber einmal verbrannt, ist eben weg. Die Kaskadennutzung holt damit die maximale Wertschöpfung aus dem kostbaren Rohstoff Holz.

Und schließlich, das darf nicht vergessen werden: Auch wenn die Holzverbrennung unter den genannten Einschränkungen bilanziell klimaneutral ist, so ist sie keinesfalls emissionsfrei.

Neben CO2 und anderen Abgasen fallen Staub, insbesondere Feinstaub und Ruß an. Diese Problematik verschärft sich, wenn der eingesetzte Brennstoff durch Fremdstoffe, wie Lacke, verunreinigt ist.

Es muss daher allen ganz klar sein, dass die Anforderungen an die Luftqualität weiterhin Bestand haben und entsprechende Grenzwerte auch bei der Verbrennung von Holz eingehalten werden müssen.

Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen,

Holz ist ein Energielieferant mit einer langen Tradition. Natürlich muss nicht jede Tradition uneingeschränkt fortgeführt werden.

Ich denke jedoch, dass wir uns hier fraktionsübergreifend grundsätzlich einig sind, dass Holz im Speziellen und Biomasse im Allgemeinen eine Rolle in einem regenerativen Energiesystem der Zukunft spielen kann und wird.

Nimmt man die beiden diskutierten Anforderungen, 1.) die nachhaltige Bewirtschaftung und 2.) die Einhaltung der Luftqualitätsziele, ernst, dann ist klar, dass Holz nicht als flächendeckender Energielieferant infrage kommt.

Aus BÜNDNISGRÜNER Sicht setzen wir sowohl bei der Wärme- als auch bei der Stromversorgung auf einen Technologiemix.

Im Strombereich werden Wind und Sonne durch flexible, gesicherte Leistung ergänzt werden. Hier können auch Biomassekraftwerke eine Rolle spielen.

Im Wärmebereich können unterschiedliche Technologien für die verschiedenen Rahmenbedingungen zum Einsatz kommen:

Klimaneutrale Fernwärme sollte überall dort der Regelfall sein, wo sie verfügbar ist. Und dass die ostdeutschen Länder mit ihren großen Fernwärmenetzen dafür gut gerüstet sind, zeigt auch eine heute veröffentlichte Datenanalyse der DENA.

Im Neubau sind Wärmepumpen auch in Verbindung mit Photovoltaik im Regelfall die effizienteste und ökonomischste Lösung.

Im Bestand, und insbesondere dort, wo bereits heute mit Biomasse geheizt wird, kann dies sicherlich auch in Zukunft eine sinnvolle Lösung sein.

Weitere Technologien, wie Solarthermie und grüne Gase, komplettieren den möglichen Technologiemix.

In diesem Sinne fordert unser Antrag Holz als ein Baustein für die Energiewende anzuerkennen. Wir betonen dabei den regionalen und regenerativen Charakter der Biomasse und bekennen uns damit klar zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung.

Außerdem fordern wir den Einsatz des aktuellsten Stands der Technik. Insbesondere durch geeignete technische Maßnahmen können und sollten Emissionen verhindert und die Luftqualität verbessert werden.

Mit diesem Verständnis unseres Antrags bitte ich um Zustimmung.

Dieser Beitrag ist, sofern nicht anders angegeben, nach Creative Commons Namensnennung 4.0 International (CC BY 4.0  lizensiert.

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