Gerber und Cavazzini: Der Braunkohleabbau in Turów gräbt auch Sachsen das Wasser ab
(GRÜNE-2020-112) Dresden/Zittau. Heute wurde im Rathaus von Zittau eine Studie präsentiert, die die negativen Auswirkungen des Braunkohletagebaus Turów auf sächsische Gebiete bestätigt. Der Oberbürgermeister Thomas Zenker hatte zur Präsentation der aktuellen wissenschaftlichen Studie von Dr. habil. Ralf Krupp eingeladen. Es wurden verheerende Folgen für das Leben der Menschen in der Region und das Problem fehlender Strategien zur Abwehr aufgezeigt.
Dazu erklärt Dr. Daniel Gerber, energie- und klimapolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag und Mitglied im Ausschuss für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft:
„Die heute vorgestellte Studie bestätigt einmal mehr die unmittelbaren Gefahren, die durch den Eingriff ins Grundwasser entstehen. Die Absenkung des Grundwassers infolge des Braunkohleabbaus in Turów führt bereits jetzt zu einer messbaren Senkung des Bodens unter Zittau. Der Zittauer Innenstadt droht der Studie zufolge bis 2044 gar eine weitere Senkung von 36 bis zu 72 Zentimetern bei Fortführung des Projekts! Der Gebäudebestand des gesamten Stadtkerns ist durch die Absenkung des Bodens betroffen.
Der Knackpunkt der massiven Eingriffe in Geologie und Ökologie betrifft eben nicht nur die Qualität unserer Wasserversorgung, sondern auch die Quantität. Es gilt jetzt zu handeln, denn die grenzüberschreitende Grundwasserabsenkung gräbt uns erst das Wasser ab – und dann rutscht uns regelrecht der Boden unter den Füßen weg!
Heute schon ist bekannt, dass Abraum fehlt, um die Böschung der Neiße zu sichern. Das Szenario des Neiße-Bruchs dürfen wir nicht riskieren. Wir müssen unbedingt weitere Folgeschäden abwenden. Einen vertieften, grenzüberschreitenden fachlichen Austausch würde ich sehr begrüßen und stehe im Sinne einer konstruktiven Lösung gerne für Gespräche zur Verfügung.“
Die sächsische GRÜNEN-Europaabgeordnete Anna Cavazzini fügt hinzu:
„Die Studie bestätigt unsere Bedenken. Wenn Gespräche mit der polnischen Seite nicht zielführend sind, müssen rechtliche Schritte folgen. Die EU muss sich schützend vor ihre Bürgerinnen und Bürger stellen und endlich handeln. Das Vertragsverletzungsverfahren gegen Polen ist längst überfällig.
Uns läuft die Zeit davon, denn die umstrittene Lizenzverlängerung für den Braunkohletagebau Turów ist bereits in Kraft. Die Auswirkungen von Turów müssen dringend als überregionales und grenzüberschreitendes Problem aller drei Länder begriffen werden.
Mit Hilfe von Dialogen, grenzüberschreitender Zusammenarbeit und EU-Fördergeldern kann und muss im Dreiländereck die erste europäische Kohleausstiegsregion entstehen.“
Weitere Informationen:
Download der vollständigen Studie (PDF).
Download der Kurzzusammenfassung der Studie (PDF).
Pressemitteilung zum Braunkohletagebau Turów vom 19.06.2020 von Daniel Gerber und Anna Cavazzini.
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