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Studie „Sachsen 2030 – Auf dem Weg zur Klimaneutralität“

So gelingt Sachsens Weg in die Klimaneutralität

2023? Das wärmste Jahr, was wir jemals gemessen haben. Die 2°-Marke? Erstmals zeitweise auf globaler Ebene überschritten. Hochwasser in Deutschland wie zum Jahreswechsel 2023-2024? Diese werden an Häufigkeit und Intensität zunehmen, ebenso wie andere Extremwetterereignisse. Diese Liste ließe sich fortführen – und dementsprechend groß und drängend ist der Handlungsbedarf bei der Eindämmung der Klimakrise. Denn laut IPCC muss auch Sachsen seinen Beitrag zur notwendigen Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 leisten. Doch zeitgleich lassen verschiedene politische Akteure keine Gelegenheit aus, die Energiewende für gescheitert zu erklären oder von der Deindustrialisierung Deutschlands zu sprechen. Die Debatten sind oft geprägt von Schwarzmalerei und Polemik. Hinzu kommt, dass das Thema meist kaum zu überblicken scheint.

Nur welche nächsten, konkreten Schritte sind denn für Sachsen notwendig, wenn das Ziel „Klimaneutralität 2045“ heißt? Was müssten wir von nun an jedes Jahr, jeden Monat im Schnitt tun? Um genau diese Fragen verständlich und übersichtlich zu beantworten, haben wir als BÜNDNISGRÜNE Landtagsfraktion bei der unabhängigen Forschungsstelle für Energiewirtschaft FfE eine Studie in Auftrag gegeben. Darin hat die FfE Zwischenziele für das Jahr 2030 ermittelt, die einen Pfad zur Klimaneutralität 2045 ermöglichen. So können wir ganz klar beziffern, wo wir stehen und welche Aufgaben vor uns liegen.

Der Umstieg auf Zukunftstechnologien ist entscheidend für den Erhalt des Industriestandorts Sachsen

Die Transformation hin zur Klimaneutralität ist auch für uns in Sachsen die Grundlage für zukünftigen Wohlstand und bietet große Chancen für regionale Wertschöpfung. Um diese Chancen abzuschätzen, hat die FfE die Wertschöpfungseffekte der einzelnen Stufen von der Herstellung von Anlagen und Komponenten über die Planung und Installation bis hin zu Betrieb und Wartung bis ins Jahr 2030 abgeschätzt. Vorausgesetzt, Bau und Betrieb werden von in Sachsen ansässigen Unternehmen umgesetzt, fallen allein bis 2030 über 15 Mrd. Euro kumulierte Wertschöpfung durch den Ausbau erneuerbarer Technologien wie Photovoltaik, Windkraft und Elektrolyseuren an. Ganz unabhängig von der energiepolitischen Souveränität, die wir dadurch gewinnen, und der schlichten Notwendigkeit mit Blick auf die Klimakrise, tun wir im Freistaat daher gut daran, die grüne Transformation mit vollem Tempo voranzubringen!

Die Transformation zur Klimaneutralität ist keine grüne Träumerei

Nicht nur mit Blick auf die regionale Wertschöpfung sprechen die Ergebnisse eine eindeutige Sprache. Die Transformation hin zur Klimaneutralität ist keine grüne Träumerei und auch keine Aufgabe, die allein bei uns BÜNDNISGRÜNEN liegt. Vielmehr ist sie gerade für uns in Sachsen entscheidend für den Erhalt des Wirtschaftsstandorts und bietet enorme Wertschöpfungspotentiale, unter anderem für die sächsische Solarindustrie oder beim Thema Wasserstoff. Den Weg zu einer Energieversorgung frei von fossilen Brennstoffen haben wir im Freistaat inzwischen eingeschlagen, etwa mit dem Energie- und Klimaprogramm, der Photovoltaikfreiflächenverordnung und der Vorgabe 2 Prozent der Landesfläche für Windkraft bis 2027 festzulegen. Noch nie wurde in Sachsen so viel Photovoltaik zugebaut wie 2023. Und dennoch müssen wir das Tempo weiter erhöhen, insbesondere beim Thema Windkraft.

Auch daher setzen wir BÜNDNISGRÜNE uns besonders dafür ein, dass beim Ausbau der Erneuerbaren auch akzeptanzsteigernde Maßnahmen wie eine verpflichtende finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zum Gesetz werden. Dabei bin ich zuversichtlich, dass eine solche Regelung noch in dieser Legislatur kommen kann. Wir werden außerdem dafür kämpfen, dass die zur Klimaneutralität notwendigen und in der Studie vorgestellten Schritte in der kommenden Legislatur auch in einem entsprechenden Klimaschutzgesetz Beachtung finden.

Die Ergebnisse im Überblick: Sachsen 2030 auf dem Weg in die Klimaneutralität

Diese Zielwerte für 2030 ermöglichen es greifbar zu machen, welche Schritte wir im Durchschnitt jeden Monat von 2023 bis 2030 gehen müssten:

Turbo für den Ausbau der Erneuerbaren Energien

Gegenüber dem Ist-Zustand Ende 2022 bedeutet das in den meisten Feldern einen massiven Aus- bzw. Umbau: Die Gesamtleistung der installierten PV-Anlagen muss sich von 2,9 GW beinahe vervierfachen. Der Zubau von 634 MW im Jahr 2023 geht in die richtige Richtung, perspektivisch brauchen wir ca. 1 GW pro Jahr. Zur Vorstellung: Das entspricht monatlich ca. 8.000 neuen Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Freiflächenanlagen auf einer Fläche von ca. 62 Fußballfeldern. Schwieriger ist die Situation beim Thema Wind: Zwar ist der benötigte Zubau von 1,3 GW Ende 2022 auf 3,4 GW im Jahr 2030 „nur“ eine Erhöhung auf das ca. 2,5-fache. Allerdings lag die durchschnittliche Neuinstallation in den vergangenen 20 Jahren unter 50 MW. Bis 2030 bräuchten wir über 250 MW – was der Errichtung von etwa 4 modernen Windkraftanlagen pro Monat entspricht. Das ist keineswegs unmöglich: 2001 und 2002 hatten wir in Sachsen mit deutlich kleineren und leistungsschwächeren Anlagen einen jährlichen Zubau von über 100 MW, und unser Nachbarland Brandenburg hat 2022 Windkraftanlagen mit über 400 MW zugebaut, auf der 1,5-fachen Fläche im Vergleich zu Sachsen.

Weitere Sektoren: Wasserstoffhochlauf, Wärmeversorgung und Großbatteriespeicher

Im FfE-Klimaschutzszenario beträgt 2030 die installierte Leistung von Elektrolyseuren in Sachsen 320 MW. Anders als bei Wind und Photovoltaik ergibt es bei Elektrolyseuren weniger Sinn, einen monatlichen Zubau anzugeben, da der Wasserstoffhochlauf gerade erst beginnt und mit der Zeit erheblich an Geschwindigkeit gewinnen wird. Mit der sächsischen Forschungsinfrastruktur, dem bevorstehenden Aufbau des Wasserstoffkernnetzes und hiesigen IPCEI-Projekten hat der Freistaat hier beste Ausgangsbedingungen. Anders sieht es beim Umbau von Heizanlagen und der energetischen Sanierung des Gebäudebestands aus: Hier ist ziemlich klar, was wir kontinuierlich schaffen müssen. Etwa die Umstellung von 1.900 fossilen Heizanlagen gegen regenerative Energietechnik sowie die jährliche energetische Sanierung von 1,4 Prozent des Wohngebäudebestands. Mit vergleichsweise gut ausgebauten Fernwärmenetzen und den überall anlaufenden kommunalen Wärmeplanungen hat Sachsen gute Ausgangsbedingungen, eine gelingende Wärmewende zu gestalten. Weiterhin hat die FfE Großbatteriespeicher zur Stabilisierung des Stromsystems in die Simulation aufgenommen. Im Vergleich zu den aktuell installierten 148 MWh bedarf es ca. einer Verdopplung auf 290 MWh. Zusätzlich dazu werden auch kleinere Heimspeicher auf lokaler Ebene eine wichtige Rolle zur Unterstützung der Stromnetze spielen.

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